Mein Weg in ein 50 Kilo leichteres Leben (Blog Serie Teil 2)


Vor 2 Wochen hatte ich in diesem Blogbeitrag Startgewicht: 156 Kilo ja beschrieben, wie sich mein Leben und meine Ernährung die ersten 28 Jahre entwickelte und aus welchen Gründen irgendwann der Tag kam, an dem ich so einfach nicht mehr weitermachen wollte. 

Aber fangen wir von vorne an...

Als ich im August 2010 diesen Blog hier startete, schrieb ich im ersten Blogeintrag :
"Da ich mich endlich von meinem extrem hohen Übergewicht befreien möchte, habe ich mir überlegt, dies in einer Art Tagebuch zu dokumentieren. So kann ich später mal nachlesen, wie es mir in welchen Phasen meiner Abnahme ergangen ist".

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits um die 5 Kilo abgenommen und erinnere mich daran, das meine Oma einen runden Geburtstag feierte und allerlei Bekannte und Verwandte dazu eingeladen hatte. Und weil ich diesen innerlichen Leidensdruck aufgrund meinem hohen Gewicht einfach nicht mehr weiter am Leben erhalten wollte, hatte ich mein Vorhaben dort öffentlich gemacht und erzählte, das ich mein Leben nun ändern werde und am abnehmen bin. Natürlich war mir zu diesem Zeitpunkt bewusst, das ich bereits gefühlte 1000 Abnehmversuche erfolglos hinter mich gebracht hatte und auch, das mein weiterer Verlauf nun ganz genau beobachtet wird. Aber ich war von Anfang an davon überzeugt das es klappt, wenn ich nur dran bleibe. Und das habe ich mir immer wieder verinnerlicht, wenn ein Tag doch nicht so gut lief oder ich in alte Eß - und Verhaltensmuster zurückfiel. Ich hatte zwar kein Wissen darüber, ob es klappt, wie es klappt oder wie es mir dabei ergeht. Aber ich war in meinem Vorhaben gefestigt und nur das allein zählte in diesem Moment. 

Gerade am Anfang, als ich hier die erste Einträge verfasste, dachte ich mir oft: "Hilfe! Was tust Du da eigentlich? Das können jetzt so viele Leute lesen. Du trägst Dein inneres nach außen, teilst Deine Gedanken, machst Dich öffentlich zugänglich und willst Dich am liebsten doch einfach nur verstecken"! Und dann wurde mir bewusst, das ich mich mit 150 Kilo schlichtweg nicht verstecken kann! Man fällt immer auf. Egal wo man ist. Man hebt sich förmlich mit seiner Masse aus der Masse heraus, auch wenn man sich innerlich noch so klein fühlt. Also bin ich noch einen Schritt weiter gegangen, habe meine damalige Motivation - nämlich pro abgenommenem Kilo 10 Euro an PETA zu spenden - auch dort öffentlich gemacht, habe weiter in meinem Blog geschrieben und nebenher versucht, mein absolut gestörtes Eßverhalten Schritt für Schritt in den Griff zu bekommen.

Und es klappte! Weil ich grundlege Dinge veränderte. Es fing im Grunde mit so banalen Dingen an, wie z.B morgens zu frühstücken. Das hatte ich zuvor zwar auch gemacht, aber schlichtweg zuviel, zu unausgewogen, zu unregelmäßig und vor allem mit solchen Lebensmitteln, die mich den ganzen Tag über weiter hungrig machten. Ich war ein regelrechter Brotjunkie. Ohne Brot ging gar nichts. Morgens Brot, abends Brot und wenn ich am Mittag wie so oft keine Lust hatte mir etwas zu kochen, machte ich mir eben ein paar belegte Brote. 

So hatte ich also begonnen, mich mit Alternativen auseinander zu setzen und probierte mich einfach quer durchs Sortiment. Wie lange sättigt mich ein Müsli? Oder doch lieber Obst? Beides kombiniert? Eher was süßes oder herzhaftes? Ich könnte doch mal warmes Porridge ausprobieren. Oder Rührtofu. Oder Quark mit Obst und Nüssen.. 

Und je mehr ich mich also um Alternativen zu meiner gewohnten Ernährung bemühte, desto größer wurden meine Erfahrungswerte. Ich wusste irgendwann, was mir gut tat und wie ich essen musste, um z.B einen längeren Arbeitstag ohne Fressflash am Abend zu überstehen. Ich erhielt langsam ein Gefühl dafür, welche Lebensmittel sich gut kombinieren ließen, damit ich mich satt, wohl und zufrieden fühlte. Das etablierte sich dann nach und nach auch in Bezug auf das Thema Mittagessen und auch für die Mahlzeit am Abend. Ich musste es mir schlichtweg einfach beibringen und mich dabei ausprobieren. Wenn etwas nicht so gut klappte, hatte ich mir wieder mein Vorhaben vom Anfang in Erinnerung gerufen: "Du schaffst es, wenn Du dran bleibst. Aufgeben ist keine Option!"

Als ich etwa 16 Kilo abgenommen hatte und 140 Kilo wog, war es Frühjahr 2011 und ich fasste all meinen Mut zusammen und begann, regelmäßig zu walken. Jeder "normale" Mensch würde sich denken: "Hey, kein Problem". Aber ich war nach wie vor durch meinen Körper und mein Denken so gehemmt, das mich das große Überwindung kostete. Also stellte ich mir extra den Wecker auf 6.30 Uhr in der Hoffnung, das mir um diese Uhrzeit keiner über den Weg läuft. Ich erinnere mich daran, das es mir damals höchst unangenehm war, morgens bei meiner Walkingrunde auf eine Gruppe Frauen mit ihren Hunden zu treffen, die zusammen die Gassirunde antraten. Allein schon der Weg aus meiner Wohnung, raus aufs ein Kilometer entfernte Feld, kostete mich große körperliche Anstrengung. Dort angekommen, sah ich von weitem schon besagte Gruppe und hätte am liebsten wieder umgedreht. Diverse Gedanken schossen mir durch den Kopf: "Die denken bestimmt: Ach guck mal, da will / muss aber jemand dringend abnehmen" oder " SO will ich niemals aussehen!". Das die Frauen mein Engagement möglicherweise auch positiv sehen würden oder sich sogar innerlich freuten, weil ich versuchte mein Leben gesünder und mit mehr Bewegung zu gestalten, kam mir damals irgendwie gar nicht in den Sinn. Ich dachte sehr negativ über mich und war der Meinung, das alle anderen das bestimmt auch so sehen. Und dennoch: Viel wichtiger für mich war, das ich überhaupt etwas tat. Das ich mich aufrappelte und an meinen Zielen arbeitete. So ging ich also bei den ersten Begegnungen mit gesenkten Blick an dieser Mensch/Hundegruppe vorbei. Ein kurzer Aufblick, ein freundlicher Morgengruß und schnell weiter. Puh! Geschafft. Schnell um die nächste Kurve laufen und dann bist Du wieder für Dich allein. Und mit jeder weiteren Begegnung merkte ich, das es ja eigentlich gar nicht so schlimm war. Und lief am nächsten Morgen wieder. Ziemlich schnell war meine Anspannung überwunden und ein Gefühl von innerer Zufriedenheit stellte sich bei mir ein. Ich hatte es geschafft! Ich lief, weil ich ich es konnte. Ich ernährte mich gut, weil ich es konnte. Ich war stolz auf mich, weil ich stolz auf mich sein durfte. 

Mit dieser Kombination - also regelmäßigem walken an der frischen Luft und einer grundlegenden Veränderung meiner Ernährungsgewohnheiten - nahm ich 40 Kilo bis Oktober 2011 ab. Damals hatte ich in diesem Blogeintrag geschrieben, das ich noch große Ziele vor mir hab und wollte - ausgehend von 116 Kilo - die nächsten 7 Monate (bis zu meinem 30ten Geburtstag) noch weitere 25 Kilo abnehmen und dann in die Erhaltung zu gehen. Also meldete ich mich im November im Fitness Studio an, in welchem ich dann auch ca. 3-4 mal in der Woche (je nach Dienstplan / Arbeitsintesivität) trainierte. Im März 2012 konnte ich dann mein 50 Kilo leichter Jubiläum feiern und war voller Tatendrang, die restlichen Kilo`s auch noch zu schaffen.

Aber wie es eben so ist, hat man gewisse Entwicklungen einfach nicht in der Hand. Es gab durchaus Zeiten, da hätte ich am liebsten alles hingeschmissen. Gerade wenn ein Tag nicht so gut lief, ich mich von beruflichen (Über) Anforderungen oder Ungerechtigkeiten nicht klar genug abgrenzen konnte und schlussendlich mit einer Packung Kekse und Selbstvorwürfen den Tag beendete. All das habe ich immer wieder auf dem Blog dokumentiert, weil ich mir gegenüber ehrlich und authentisch bleiben wollte. Natürlich freute ich mich darüber, das ich es tatsächlich "geschafft" hatte. Aber ich merkte eben auch, das genau diese äußerliche Entwicklung, die enormen Anstrengungen für Kopf und Körper, all die neuen Impulse, aber auch die stressigen Anforderungen im Beruf, mich sichtbar müde und irgendwo auch ein Stück antriebslos gemacht hatten. Die Besuche im Fitness Studio wurden zunehmend seltener, bis ich dann irgendwann gar nicht mehr hinging. Im Sommer 2012 war ich ständig hin und her gerissen, zwischen "Ich will das noch schaffen" und "Mir ist das alles viel zu viel". Gerade in dieser Zeit, waren meine Einträge sehr emotional geprägt, wie z.B in dem Beitrag 24 Stunden, als ich einerseits zwar Leistung erbringen wollte, andererseits aber keine Kraft und Lust mehr dazu hatte. Besagter Sommer war - gewichtstechnisch gesehen - ein totales Fiasko. Ich hatte mich von 106 Kilo bis zum Jahresende wieder auf 118 Kilo hochgefuttert, mir ging es einige Wochen sowohl körperlich wie auch emotional nicht gut und die Diagnose "Erschöpfungsdepression" machte die Sache auch nicht wesentlich einfacher. Aber auch hier fasste ich neuen Mut, versuchte mich im Herbst nochmals im Fitness Studio (was kurz darauf aber scheiterte) und beendete das Jahr mit einem Jahresrückblick 2012, der folgenden Satz enthielt:

" Das Jahr ist gut so wie es ist. Es musste einfach so sein, damit ich mich weiterentwickeln kann. Weiterentwicklung bedeuted das Ende vom Stillstand ♥ "

Ab 2013 begann dann im Grunde eine Entwicklung, die mich bis zum heutigen Tag prägt. Denn ich merkte immer deutlicher, das mein Leben nicht allein vom meinem Gewicht abhängt. Das ich auch andere Entwicklungen in der Hand habe, wenn ich aktiv daran arbeite. Das ich bennenen kann, wenn mich etwas ärgert, ich mich ungerecht behandelt fühle oder ich etwas schön finde. Natürlich ist man dann nicht mehr "everybodys darling" aber das ist ok. Es ist schlichtweg einfach nur menschlich und ich kann am Abend ohne schlechtes Gewissen in den Spiegel blicken mit dem Gedanken:

Sei Du selbst, alle anderen sind schon vergeben. – Oscar Wilde

Gerade in diesem Blogeintrag Negative Empfindungen vs. Frustessen ist mir das so richtig bewusst geworden und ich bin weiß, das auch solche Zeiten dazugehören, um daran zu wachsen und sich zu entwickeln.

Ich habe seit der 50 Kilo Abnahme zwar keine größeren Sprünge bzgl. meiner weiteren Abnahme gemacht, aber ich habe mich in vielen anderen Bereichen weiterentwickelt und mich an Dinge herangetraut, die vor einiger Zeit noch völlig unüberwindbar für mich erschienen. Ich achte auf mich, so gut es eben geht. Auch in meiner Ernährung. Wo ich mir vor 2 Jahren noch so einen Druck bezüglich der weiteren Abnahme gemacht habe, lege ich zwischenzeitlich den Wert auf eine zum größten Teil ausgewogene Ernährung, hab im Moment wieder große Freude an Bewegung an der frischen Luft und bin sowohl mit meiner privaten als auch beruflichen Entwicklung sehr zufrieden. Das Gewicht kann ich dabei erhalten und das ist mitunter eigentlich ja noch viel wichtiger. Und wenn sich ab und zu ein paar hundert Gramm dann doch von mir verabschieden wollen, habe ich natürlich auch nichts dagegen.



Aber mehr davon im 4ten Teil der Blog Serie (Welche Erfahrungen habe ich zum Thema Gewichtserhaltung?), denn im nächsten Teil möchte ich aufzeigen, wie sich bei mir exemplarisch ein "normaler" Wocheneinkauf bzw. meine aktuelle Ernährung gestaltet.

Sonnige Grüße ♥ Jessi


Zucchinipasta mit Champignonsoße (vegan und low carb)


Kürzlich kam ich mal auf die grandiose (haha) Idee, statt grüner einfach mal die gelben Zucchini zu nehmen und schon sieht das ganze wirklich nach Pasta aus. Ist aber keine, sondern die lowcarb Variante :)

Hier das Rezept für eine Person

1 große, dicke gelbe Zucchini
300 g braune Champignons
1 rote Zwiebel
2-3 EL Olivenöl
1 Becher (200 ml) Cremè fit (der Marke Soja Fit - gibts im Marktkauf)
Gewürze: Salz, Pfeffer, italienische Kräuter, Chillipulver

Zubereitung

Die Zucchini hab ich gewaschen und durch den Spirali (hier kannst du meinen Produkttest zum Spirali nachlesen) gejagd. Raus kommen dann wunderschöne, gelbe Zucchinispaghettis.

Die Champignons waschen, den Stil abschneiden und in Scheiben schneiden. Die Zwiebel schälen und klein würfeln. In einer beschichteten Pfanne das Olivenöl erhitzen, erst die Zwiebel und anschließend die Champignonscheiben scharf anbraten (bis die Flüssigkeit grob verdampft ist). Mit der Cremè fit ablöschen und guuuut würzen und abschmecken. Das ganze auf kleinerer Hitze einige Minuten einköcheln lassen. Anschließend für 3 Minuten die Zucchinispaghetti mit in die Soße geben und erhitzen. Auf einem Teller anrichten, ein bisschen dekorieren, fertig. Guten Appetit

Sojagulasch mit Reisnudeln (vegan)



Wie auf Facebook versprochen, folgt das lecker - deftige Rezepte für das Sojagulasch. Es ist wirklich sehr leicht in der Zubereitung und dauert keine 30 Minuten.

Zutaten für 2 Personen
125 g (Trockenmasse) Sojawürfel ~ z.B von vantastic foods
3 rote Paprika
Gemüsebrühe
Wasser
Olivenöl 
1 Packung braune Bratensoße (vegan)
250 g (Trockenmasse) Nudelreis oder Reisnudeln (ohne Pasta) ~ das sind die kleinen, kurzen Nudeln, die aussehen wir Reis
Gewürze: Salz, Pfeffer, Paprikapulver, italienische Kräuter

Wer mag kann noch hinzufügen: 1 kleingewürfelte rote Zwiebel und eine Knoblauchzehe

Zubreitung
Die Sojawürfel nach Packungsanleitung einweichen (in diesem Fall in heißer Gemüsebrühe 10 Minuten ziehen lassen und anschließend leicht ausdrücken). 2-3 EL Olivenöl in einer beschichteten Pfanne erhitzen und - je nach Wahl (siehe oben) - eine rote Zwiebel und Knoblauchzehe anbraten oder (falls man das weglassen möchte) die ausgepressten Sojawürfel scharf im Öl anbraten. Die Paprikas waschen, entkernen,  in grobe Stücke oder Streifen schneiden, hinzufügen und ebenfalls mit anbraten. Das ganze gut würzen mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und italienischen Kräutern. Im Grunde kann man aus dem Gewürzregal noch reinschmeissen was schmeckt und kann die Schärfe nach persönlichen Geschmack anpassen. Die Bratensoße nach Packungsanleitung zubereiten und mit in die Pfanne geben. Ggf. noch etwas Wasser hinzufügen, die Hitze reduzieren und das ganze langsam einköcheln lassen. 

Mit den abgekochten Reisnudeln servieren. Guten Appetit ♥

Dieses Rezept kann man wirklich nach eigenem Ermessen variabel gestalten. Wer mag kann eine kleine rote Chillischote mitbraten, einen Schluck Rotwein hinzufügen, ein paar Champignons oder ein paar kleingehackte Essiggurken ... 

Am nächsten Tag hab ich mir die "Reste" noch mit Rosmarinkartoffeln, Zuckerschoten und Tomaten zubereitet, auch das war sehr lecker ! 

Startgewicht: 156 Kilo (Blog Serie Teil 1)



Weil immer wieder per Mail oder in den Kommentaren diverse Fragen hereintrudeln, möchte ich diese Woche auf dem Blog eine Serie beginnen, um folgende Themen zu behandeln:
a.) Wie habe ich mich vor meiner Abnahme ernährt?
b.) Wie gestalteten sich zusammengefasst die ersten 18 Monate, in denen ich 50 Kilo abgenommen hatte?
c.) Wie sieht exemplarisch ein Wochen / Einkaufsplan bei meiner aktuellen Ernährung aus?
d.) Welche Erfahrungen habe ich zum Thema Gewichtserhaltung?
e.) Sonstiges und andere Themen & Fragen, die Ihr mir gerne stellen könnt.

Allerdings ist es mir immer wichtig zu erwähnen, das es sich hierbei um meine ganz persönlichen Erfahrungen & Ansichten handelt (also ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit). Jeder sollte für sich ganz individuell seinen Weg finden und sich schlussendlich damit zufrieden fühlen.


Teil 1 - Wie habe ich mich vor meiner Abnahme ernährt?
Heute ist es das erste mal, das ich mein Startgewicht öffentlich bekannt gebe. Ehrlich gesagt kostet mich das große Überwindung. Diese Zahl fühlt sich nicht nur schwer an, sondern spiegelt auch eine Ernährungsbiographie die schlussendlich damit endete, das mir mit Kleidergröße 58/60 nichts mehr passte, die Füße ständig geschwollen waren, ich nach wenigen Schritten oder Treppenstufen große Schwierigkeiten beim atmen hatte und mich mit 28 Jahren deutlich belastet und unglücklich fühlte. 

Ich war schon immer übergewichtig. Seit ich denken kann. Als Kind hielt sich das irgendwie noch in Grenzen, da war ich halt so ne kleine Moppel - Hummel, die irgendwie versuchte mit den anderen Kindern in Kontakt zu kommen. Natürlich sind mir die meisten Erinnerungen nicht mehr so präsent, aber mit der Einschulung fing die stetige Zunahme im Grunde richtig an. So richtig heftig wurde es dann in der Realschule, also so zwischen meinem 12-18 Lebensjahr und gipfelte sich dann in der Zeit, als ich anschließend meine erste eigene Wohnung hatte und der Meinung war, ich könnte nun tun und lassen was ich will. Ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen, mit all den Ereignissen und Gründen, wieso ich mich immer wieder in ein stark gestörtes Essverhalten flüchtete. Aber das würde den Rahmen sprengen, zumal vieles für mich einfach der Vergangenheit angehört und ich mir ganz sicher bin, das mich all das zu dem Menschen gemacht hat, der ich jetzt bin. Und das ist auch gut so. 

Schlussendlich war es über all die Jahre hinweg einfach immer das Problem, das Nahrung für mich ein Mittel zum Zweck war, um Gefühle zu kompensieren. Angefangen von Wut, Enttäuschung, Langeweile, Frust bis hin zu Freude, Glück, Belohnung und Trotz. Ich hatte in diesem Blogeintrag Essen als Belohnung mal beschrieben, was mich in solchen Momenten steuert bzw. früher gesteuert hatte. 
Abgesehen von der emotionalen Komponente, habe ich einfach grundlegend zuviel, aus falschen Gründen und absolut unreflektiert gegessen. Es war überhaupt kein Problem, zum Frühstück 4 Wurstbrötchen und anschließend ne 8er Packung Knoppers zu essen. Oder mir abends ein paar Pfannenkuchen zu braten, mit ordentlich Marmelade, Zimt und Zucker darauf. Ich hatte irgendwann einfach das Gefühl für das Wort satt verloren. Hier noch ein Pfund Spaghetti mit Hackfleischbolognese und Käse, da noch 2 Döner und dazwischen oder hinterher Kuchen, Süßigkeiten oder belegte Brote. Im Moment fällt es mir gerade ein bisschen schwer das aufzuschreiben, aber es ist wichtig und ich möchte es bennenen. Denn ich erinnere mich auch an Aktionen, wie ich nachts um 23.30 Uhr mit dem Auto zu 2 verschiedenen Mc Donalds Filialen gefahren bin,  mir jeweils 2-3 Burger am Drive in bestellt hatte, nur damit die Mitarbeiter der einen  Filiale nicht denken "Das ist ja mal wieder typisch! Dick und dann 5 Hamburger essen". Auf dem Heimweg hatte ich mir dann schon 2 Burger reingepfiffen und zuhause dann den Rest. Oder ein anderes Beispiel: Wenn ich einkaufen gegangen bin, habe ich 3 verschiedene Läden angefahren. Bei jedem Einkauf fanden sich dann diverse Süßigkeiten, Brot, Wurst, Käse, Kuchen, Fastfood im Wagen und natürlich auch ein paar Alibi Banane oder z.B. ein Eisbergsalat. Gegessen habe ich das Obst und Gemüse dann eher in den seltensten Fällen, das musste einfach beim einkaufen herhalten, nur um an der Kasse nicht aufzufallen ! Mal abgesehen von irgendwelchen Abnehmkuren als Kind oder zahlreichen, gescheiterten Diätversuchen, hatte ich es also nie geschafft, dauerhaft von meinem gestörten Verhältnis zum Essen wegzukommen.

Ich kann jetzt nicht behaupten, das mein Leben bis zu meinem 28.ten Lebensjahr grundsätzlich schlecht verlaufen ist. Aber meine innere Unzufriedenheit spiegelte sich auch in den äußeren Merkmalen, wie z.B. eben nur einer mittelprächtigen Mittleren Reife, einer abgebrochenen Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten oder dubiosen Beziehungen zu irgendwelchen Typen.
Ein großer Halt war und ist immer meine Familie. Und dafür bin ich sehr dankbar. Meine Eltern haben mich stets aufgefangen und unterstützt, z.B. als ich mich aus einer sehr schrägen Beziehung gelöst hatte, in welcher ich mich stark verschuldet hatte. Schlichtweg aus dem Bedürfnis, trotz meinem damaligen hohen Gewicht akzeptiert zu werden. Auch hier spielte Nahrung immer eine große Rolle. Essen stellte keine Fragen, machte mir keine Vorwürfe, war immer verfügbar und zuverlässig in der Befriedigung meiner Bedürfnisse.

Mit 21 Jahren wollte ich einen Neuanfang. Ich schloss eine Ausbildung im sozialen Bereich sehr gut ab, knüpfte ehrliche Freunschaften und liebenswerte Beziehungen, zahlte meine Schulden ab, etablierte mich in meinem Beruf, aber hatte immer noch das Problem nicht ordentlich mit meinen Essgewohnheiten umzugehen. Es war im Grunde alles paletti, nur die Sache mit meinem Gewicht eben nicht. 


Und dann kam der August 2010. Zu diesem Zeitpunkt war ich 4 Jahre als Fachkraft tätig, hatte 2 Jahre zuvor meinen Freund kennengelernt, eine kleine schnuckelige Wohnung, lebte bereits ein Jahr vegetarisch, war schuldenfrei und guckte trotzdem jeden Abend meine dicken, geschwollenen Füße an. Von außen betrachtet war ich mit Sicherheit glücklicher und zufriedener als all die Jahre zuvor. Und auch innerlich spürte ich diese Veränderung. Aber ich wollte es nicht dabei belassen, sondern noch mehr ändern. Ich fühlte mich gefangen im eigenen Körper, musste mich mit irgendwelcher Kleidung abfinden die mir nur selten gefiel und hatte irgendwann in einem Laden für Übergrößen sogar Probleme eine Hose in 58/60 zu finden. 

Also habe ich einfach begonnen. Von einem Tag auf den anderen. Hier im Blog habe ich mal beschrieben, wie es mir damals ergangen ist: Aller Anfang ist leicht

Das ich es tatsächlich schaffe, habe ich nie erwartet. Ich hatte es zwar gehofft, aber überzeugt war ich aufgrund meiner Erfahrungen davon überhaupt nicht. Ich habe es einfach getan. Und viel dazugelernt. Tag für Tag. Kilo für Kilo. Schritt für Schritt. 

Im nächsten Teil werde ich die ersten 18 Monate beschreiben, in denen ich den hauptsächlichen Teil meiner Abnahme geschafft habe und aus denen ich 50 Kilo leichter herausgegangen bin. Bis bald ♥